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micha

Vorbilder





Man ist kein Vorbild wenn man im Leben viel erreicht hat und hunderte von Menschen einen bewundern. Man ist ein Vorbild, wenn ein kleines Kind zu einem hinschaut und sagt: "So will ich auch werden.'' - Marcel K.


Der alte Buchladen an der Straßenecke war einer dieser verborgenen Schätze, die niemand kannte, wie ein geheimer Garten des Wissens, der darauf wartete, von jedem erkundet zu werden, der sich hineinwagte. Hier fand Anton seinen Mentor und sein Vorbild, Herrn Wunderlich.


Anton war schon immer ein neugieriges Kind gewesen, aber es fiel ihm manchmal schwer, sich in der Schule zu konzentrieren. Er war zwar wissensdurstig, aber sein Interesse reichte immer nur bis zur Türschwelle der Schule, wo ihm dann schlagartig die Lust verging. Eines Tages stolperte Anton über den alten Buchladen mit seinen riesigen Regalen und endlosen Reihen von Büchern. Wie ein kleines Kind schaute er mit großen Augen zu den Büchern auf, die sich bis an die Decke in den Regalen zu drängen schienen und wusste sofort, dass er einen besonderen Schatz gefunden hatte.


Als er in einem der Regale stöberte, kam ein alter Mann auf ihn zu. Er hatte ein freundliches Gesicht und ein Funkeln in den Augen, das Anton neugierig machte. Der Mann stellte sich als Herr Wunderlich vor. Er war der Besitzer der alten Buchhandlung. Herr Wunderlich hatte eine Art zu sprechen, die Antons sonst so zerstreute Aufmerksamkeit bündeln konnte, wie ein Gummiband, das man um eine Handvoll Zahnstocher spannt. Wo sein Geist sonst ziellos umhersträunerte, fand er jetzt Orientierung und Konzentration.


In den nächsten Monaten verbrachte Anton viele Stunden in der Buchhandlung, hörte Herrn Wunderlichs Geschichten zu und saugte Wissen aus allen Büchern auf, die er zwischen die Finger bekommen konnte. Herr Wunderlich wurde für Anton zu einem Mentor, der ihn anleitete und ermutigte, seinen Leidenschaften nachzugehen.


Anton war wie ein Schwamm der alles aufsaugte, was er interessant fand. Er lernte über Geschichte, Wissenschaft, Literatur und Philosophie. Er entdeckte neue Welten und neue Ideen, die er sich vorher nicht einmal vorstellen konnte.


Aber es war nicht nur das Wissen, das Anton von Herrn Wunderlich erhielt. Es war die Art, wie er sein Leben lebte. Herr Wunderlich war freundlich, geduldig u


nd weise. Er hatte eine ruhige Stärke und Gelassenheit an sich, die sowohl inspirierend als auch tröstlich war.


Mit der Zeit begann Anton, in Herrn Wunderlich mehr als nur einen Mentor zu sehen. Er wurde ein Vorbild, jemand, dem er nacheifern wollte. Er begann, die Welt in einem neuen Licht zu sehen und erkannte, dass das Leben so viel mehr zu bieten hat, als er sich je vorgestellt hatte.


Jahre später, als Anton bei Herr Wunderlichs Beerdigung stand, wurde ihm klar, dass der alte Mann ihm das größte Geschenk gemacht hatte. Er hatte ihm die Tür aufgehalten, in eine Welt voller Möglichkeiten, an der er sonst vielleicht achtlos vorbeigelaufen wäre. Er hatte ihn nicht nur Wissen und Weisheit gelehrt, sondern auch die Schönheit des Lebens selbst.



So wie es Anton mit Herrn Wunderlich ergangen ist, so ergeht es vielen von uns. Manchmal ist Schule einfach nicht der Ort in dem unser Interesse auf die richtige Weise geweckt wird. Dann kann es scheinen, als seien wir uninteressiert oder faul. Aber häufig hat es viel mehr damit zu tun, dass das Rahmen der Schule nicht zu uns passt. Das zeigt sich immer dann, wenn sich die intrinsische Neugier des Kindes dann auf anderen Wegen ein Ventil sucht. Damit aber diese Neugier und diese innere Motivation richtig gebündelt werden kann, braucht es häufig ein Vorbild, das einem vorlebt wofür diese Energie genutzt werden kann - das einem Orientierung gibt und einen Anreiz sich zu entwickeln.


Heute möchte ich mit euch über die Bedeutung von Vorbildern sprechen und über die positive Prägung, die sie auf unser Leben haben können. Ich kann sagen, dass es in meinem Leben viele Menschen gab, die mir ein Stück des Weges als Vorbild dienten. Ich denke, viele Menschen können das nachvollziehen, aber nicht alle. Deshalb möchte ich mir die Mühe machen, diejenigen von euch an Bord zu holen, die entweder bisher nicht wirklich die richtige Vorbildperson für sich gefunden haben, oder aus irgendwelchen Gründen Schwierigkeiten haben so jemanden überhaupt für sich anzunehmen.


Wenn ich Menschen nach ihren Vorbildern frage, sagen sie oft, dass sie keine haben. Was sie aber haben, ist mindestens eine Person, von der sie wissen, dass sie nicht so sein/werden wollen wie sie. Vielleicht liegt das daran, dass Menschen eher durch negative als durch positive Erfahrungen geprägt werden. Vielleicht ist es einfacher, herauszufinden, was man nicht will, als herauszufinden, was man will. Wenn du weißt, was du nicht willst, bekommst du zwar nicht unbedingt das, was du willst, aber es kann dich zumindest vor den Dingen schützen, die du nicht magst oder die dir schaden könnten.


Ich glaube, wir merken oft erst viel später im Leben, dass wir ein Vorbild haben. Vielleicht hast du fünf Jahre später die Gelegenheit, über die Vergangenheit nachzudenken, und dir fällt auf, dass es diese eine Person gab, die du bewundert hast. Und dann fängst du erst zu erkennen, welche weitreichenden Auswirkungen sie auf dein Leben hatte. Wenn Menschen sagen, dass sie kein Vorbild haben, denke ich manchmal, dass sie vielleicht einfach nicht wissen, dass sie eins haben. Vielleicht wehrt man sich aber auch aktiv gegen die Übernahme eines Vorbilds, weil man seine Individualität schützen will. Meine Frage für den heutigen Artikel ist also folgende: Reicht es aus, sich an dem zu orientieren, was du nicht werden willst, oder solltest du ein Vorbild haben, dem du nacheifern kannst, um dich selbst zu entwickeln und voranzukommen?



Die größen Menschen sind jene die anderen Hoffnung geben können.


Es steht eigentlich außer Frage, dass es wichtig ist, Vorbilder zu haben. Vorbilder sind für viele Aspekte der kindlichen und jugendlichen Entwicklung notwendig. Besonders junge Menschen lernen in erster Linie durch Beobachtung und Nachahmung. Ein Vorbild zu haben, intensiviert die Verbindung zu der jeweiligen Person, zu der du aufschaust. Es weckt den Wunsch, so zu sein wie diese Person und ein Interesse daran, was sie zu dem macht, was sie ist.


Kinder können von jemandem fasziniert sein, aber in der Regel fehlt ihnen das nötige analytische Verständnis, um herauszufinden, woher diese Faszination rührt. Deshalb imitieren sie einfach was sie sehen. Das Gefühl der Bewunderung erzeugt den Drang, es nachzuahmen und so zu sein wie das Vorbild. Und durch diese besondere mentale Lernumgebung können wir subtiles Wissen erwerben, wie z. B. empathisches Verhalten, die normalerweise sehr schwer explizit zu lehren sind. Durch Nachahmung können wir uns wie die andere Person fühlen, was uns hilft, sie sozusagen von innen heraus zu verstehen. Ja, ein Vorbild zu haben, ist also wichtig. Vorbilder üben oft den stärksten Einfluss auf unser Leben aus. Sie können uns als Wegweiser dienen, wenn wir uns auf dem Meer verirren und nicht mehr wissen wohin.


Aber manchmal haben wir vielleicht nicht so viel Glück, ein geeignetes Vorbild zu finden. Besonders im späteren Leben kann es schwierig sein, ein Vorbild zu finden. Vielleicht bietet dir das Leben keinen Mentor, zu dem du aufblicken kannst, oder keinen Freund, von dem du lernen kannst. Vielleicht hast du Vorurteile, wenn es darum geht, andere Menschen zu bewundern, weil du in der Vergangenheit enttäuscht wurdest. Wenn das der Fall ist, kannst du dich vielleicht nur an dem orientieren, was du nicht magst und vermeiden möchtest.



Niemand lebt umsonst. Er kann mindestens als schlechtes Vorbild dienen.


Zu wissen, was du nicht willst, kann auch ein starker Motivator und ein Leitfaden für wichtige Entscheidungen im Leben sein. Es kann dir Klarheit verschaffen, indem es dir sagt, wo du nicht hingehen und was du vermeiden solltest. Sie kann dich motivieren. Die Angst, zu jemandem zu werden, der du nicht sein willst, kann ein starker Motivator sein, um positive Veränderungen in deinem Leben vorzunehmen. Wenn du schonmal am falschen Ende einer schlechten Entscheidung standest, die jemand anders getroffen hat, kann das ein Ansporn sein, in deinem eigenen Leben die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wenn du beispielsweise nicht so enden willst wie dein Vater, der dich und deine Mutter verlassen hat, als du noch ein Kind warst, hast du vielleicht umso mehr Grund, treu und entschlossen zu sein.


Solche Erfahrungen können dich in deiner Identität stärken. Wenn du etwas identifizierst, das du nicht magst oder mit dem du nicht in Verbindung gebracht werden willst, kann dir das helfen, dich und deine Werte besser zu verstehen. Das Gefühl, das sich aus dieser Abneigung ergibt, verrät etwas über deine Persönlichkeit. Das ist etwas, auf das man achten und von dem man lernen kann. Aber der wahrscheinlich stärkste Aspekt der Motivation ist zu wissen, wie du dich vor negativen Einflüssen oder schädlichen Situationen schützen kannst.


Wenn du dich in einer Situation befindest, in der dein einziger Wegweiser in Form eines Vorbilds eine Person ist, der du nicht ähnlich sein willst, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du in der Vergangenheit von dieser Person verletzt wurdest.

Ein negatives Vorbild in diesem Sinne kann dich davor schützen, in Zukunft verletzt zu werden, weil es dir sagt, was (oder wen) du vermeiden solltest. Wenn du in der Vergangenheit von jemandem verletzt wurdest, möchtest du vielleicht das genaue Gegenteil von ihm werden, weil du denkst, dass du so andere Menschen davor bewahren kannst, in Zukunft verletzt zu werden.


Aber es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen diesen beiden Arten von Vorbildern, die uns im Leben leiten. Grundsätzlich ist ein positives Vorbild etwas, dem man nacheifert, während ein negatives Vorbild etwas ist, vor dem man wegläuft. Wenn du dein Leben so lebst, als würdest du vor etwas weglaufen, spiegelst du dir selbst damit wieder, dass du auf der Flucht vor etwas bist. Wenn du hingegen etwas hast dem du nacheiferst, dann spiegelst du dir damit wieder, dass es etwas in der Zukunft gibt, für das es sich lohnt zu kämpfen und Energie aufzuwenden. Es mag wie ein unwesentlicher Unterschied scheinen - ist es aber nicht. Ich habe selbst beide Seiten der Motivation in meinem Leben kennengelernt - die bei der man vor etwas wegrennt und die bei der man auf etwas zurennt. Und es ist aus Überzeugung heraus, wenn ich sage, dass letzteres die bessere Alternative ist.


Es ist zwar durchaus möglich, sich von dem leiten zu lassen, was man nicht werden will, aber es ist auch wichtig, positive Vorbilder zu haben. Vorbilder können dich inspirieren, motivieren und dir bei deiner persönlichen und beruflichen Entwicklung helfen.

Wenn du zu den Menschen gehörst, die kein Vorbild haben, empfehle ich dir, dir wirklich Zeit zu nehmen und über Menschen nachzudenken, die du bewunderst oder respektierst, egal ob es sich um ein Familienmitglied, einen Freund, einen Kollegen oder eine öffentliche Person handelt. Denn ich würde fast darauf wetten, dass du nicht der beste Mensch bist, den du kennst.



Wie man sich ein Vorbild wählt

Es ist selten der Fall, dass wir denken: "Das ist jemand, von dem ich lernen könnte". Das Gefühl, das die Übernahme eines Vorbilds vermittelt, ist meist etwas Implizites, wie Anziehung oder Bewunderung. Ich erinnere mich zum Beispiel, dass ich als kleiner Junge eine große Faszination für die älteren Jungen empfand. Es war fesselnd, ihnen zuzusehen und zuzuhören, wenn sie redeten. Es war, als würde man Superhelden im Fernsehen sehen - ihre körperliche Stärke, ihre Kompetenz und Ausdrucksfähigkeit und ihr Durchsetzungsvermögen. Das waren alles Dinge, die in mir ein Gefühl der Aufregung auslösten - ein Gefühl, so sein zu wollen wie sie. Ohne dieses Gefühl hätte ich mich nicht für sie interessiert und ohne dieses Interesse hätte ich auch nichts von ihnen gelernt.


Ein Vorbild muss nicht unbedingt jemand sein, der großen Erfolg oder Ruhm erlangt hat; es kann auch jemand sein, der Werte oder Eigenschaften verkörpert, die du bewunderst, wie z.B. Freundlichkeit, Integrität oder Durchsetzungsvermögen.

Es ist auch wichtig zu wissen, dass ein Vorbild keine perfekte Person sein muss; jeder hat Fehler und macht sie. Zu sehen, wie jemand Herausforderungen meistert oder aus seinen Fehlern lernt, kann sogar eine wertvolle Lektion sein. Wichtig ist, dass du jemanden hast, zu dem du aufschauen und von dem du lernen kannst, sei es, indem du seine positiven Eigenschaften nachahmst oder aus seinen Erfahrungen lernst.


Auf unserem Weg durch das Leben ist es wichtig, dass wir uns daran erinnern, dass wir nicht allein sind. Es gibt Menschen, die schon dort waren, wo wir jetzt sind, und die die gleichen Schwierigkeiten überwunden haben, mit denen wir zu kämpfen haben. Wenn wir es zulassen, können sie die Vorbilder sein, die uns dazu inspirieren, besser zu werden und uns helfen, die Herausforderungen zu meistern, denen wir begegnen. Wenn ich an die Menschen denke, die für mich in meinem Leben Vorbilder waren, fallen mir direkt eine ganze Handvoll ein. Ich habe mich schon immer zu Menschen hingezogen gefühlt, von denen ich dachte, dass sie etwas haben, von dem ich lernen kann.


Ich habe das Gefühl, dass wir, je älter wir werden, umso mehr von unserer eigenen Persönlichkeit eigenommen sind und umso weniger von der anderer Leute. Das kann dazu führen, dass wir vergessen, dass wir von anderen Menschen immer noch etwas lernen können. Aber meiner Erfahrung nach verliert man mehr, als man gewinnt, wenn man sich abschottet. Versuche, dich offen dafür zu halten, von anderen Menschen fasziniert zu sein und von ihnen zu lernen. Wenn du das nicht tust, verpasst du vielleicht einige der wichtigsten Lektionen im Leben.


Egal, ob du ein persönliches Ziel erreichen, ein schwieriges Hindernis überwinden oder dich einfach nur inspirieren lassen willst, schau dir die an, die vor dir gekommen sind.

Suche nach Vorbildern, die die Eigenschaften verkörpern, die du bewunderst und respektierst, und scheue dich nicht, um Rat und Unterstützung zu bitten, denn denk daran:


„Nachahmung ist die aufrichtigste Form der Schmeichelei.“ - Charles Caleb Colton



Vielen Dank fürs Lesen, und wir sehen uns in der nächsten Ausgabe.

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