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  • micha

Selbstreflexion

Aktualisiert: 30. März 2023




In unserer Zeit kann es leicht passieren, dass wir vom Lärm und Chaos des täglichen Lebens überwältig sind. Unsere Tage sind gefüllt mit endlosen Ablenkungen und Verbindlichkeiten, die wenig Raum für Selbstbetrachtung und Reflexion lassen. Doch wie können wir die Komplexität unserer Beziehungen und unserer Karriere auf gesunde Weise bewältigen, wenn wir gar nicht so genau wissen, wer wir eigentlich sind und was gut für uns wäre? Und wenn wir das nicht wissen, wie können wir dann erwarten, auf einem hohen Level nachhaltig Leistung zu erbringen? Wenn wir vermeiden wollen, eines Tages aufzuwachen und zu bemerken, dass wir die letzten zehn Jahre in die falsche Richtung unterwegs waren, dann ist ein gewisses Maß and Selbstkenntnis notwendig. In diesem Artikel gehen wir auf die Vorteile der Selbstreflexion ein, geben Tipps für den Einstieg und zeigen auf, wie diese Praxis dein Leben erleichtern und verbessern kann.


Aber für die/den eine/n oder andere/n wird sich hier die Frage stellen, was überhaupt gemeint sein soll, mit "sich selbst kennen". Natürlich kenne ich mich selbst, ich bin ja schließlich ständig in meinem Kopf und meinem Körper. Ich bin ich. Wenn jemand mich kennt, dann ja wohl ich.

Aber die Wahrheit ist natürlich, dass wir uns oft gar nicht so gut kennen, wie wir denken. Wer kennt nicht die Situation, dass einen bestimmte Dinge triggern, man plötzlich wütend oder traurig wird. Manchmal verunsichern uns Dinge, die passieren, oder andere Leute sagen und wir können gar nicht genau sagen, warum eigentlich. Und das sind eben solche Momente, die uns zeigen, dass wir uns selbst doch nicht so gut kennen wie wir denken. Oder eben wenn der Fall eintritt, dass wir uns einer Karriere verschreiben und dann Jahre später feststellen, dass das was wir tun eigentlich nie wirklich zu uns gepasst hat.


Eben genau das ist die Art von Selbstkenntnis, um die es mir geht. Uns selbst zu kennen heißt zu wissen, was zu uns passt, was uns wichtig ist, wo wir hinwollen und was unsere Berufung im Leben ist. Natürlich kann man nicht erwarten, all diese Dinge herauszufinden, einfach nur indem man für eine Weile in sich selbst hineinhorcht. Aber in sich hineinzuhorchen und zu lernen, die eigene innere Stimme zu hören und zu verstehen, ist ein wichtiger Teil, den man nicht vernachlässigen sollte. Und es kann auch dabei helfen, bestimmte schlechte Entscheidungen zu vermeiden, die einen von dem Lebensweg abbringen könnten, der zu einem passen würde.


Nur wenn wir unsere Werte, Ziele und Wünsche kennen und unsere Stärken und Schwächen verstehen, können wir auf eine Weise leben, die uns selbst gut tut. Durch Selbstreflexion können wir ein tieferes Gefühl der Selbsterkenntnis kultivieren und auch die Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit entwickeln, die wir brauchen, um die Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen.


Manchmal habe ich das Gefühl, wir haben vergessen, dass Leben eine Kunst ist, die gelernt und geübt werden muss - und dass man Menschen etwas mehr Hilfestellung bei dieser Entwicklung geben könnte. Unsere Bildung konzentriert sich auf Informationen und technische Fertigkeiten. Sie soll auf eine bestimmte Art von Herausforderungen des Arbeitslebens vorbereiten. Aber unser Bildungssystem vernachlässigt häufig die Tatsache, dass das Leben mehr ist als nur Arbeit und dass ein Minimum an Vorbereitung auch in diesen anderen Aspekten nicht schaden würde.


Um mein ganzes Leben lang effektiv arbeiten zu können, muss ich Lage sein , den Kräften zu widerstehen, die ständig an mir zerren und mich herunterziehen wollen. In unserer Formel für beruflichen Erfolg sprechen wir von inhaltlicher Kompetenz, aber vernachlässigen die Frage, wie man unter diesen Umständen tatsächlich lebt, durchhält, gedeiht und vorankommt. Unsere Formel enthält keine Ratschläge, wie wir gut leben können. Trotz aller Raffinesse der modernen westlichen Gesellschaft sind unsere Lebenskompetenzen im Vergleich zu unseren Vorfahren mager.


Selbstreflexion ist eine der Fähigkeiten, deren Erwerb in der informalen Bildung vieler nicht-westlicher Gesellschaften aktiv begünstigt wird. Meditation, Achtsamkeit und Yoga sind alles Methoden zur besseren Verbindung mit sich selbst. Sie helfen dem Einzelnen, sich selbst besser kennen und verstehen zu lernen. Und mit dieser Selbsterkenntnis wächst unsere Fähigkeit, auch andere besser zu verstehen, die Perspektive zu wechseln und die Weltanschauung anderer Menschen zu rekonstruieren. Es geht hier also nicht nur um die Verbesserung des Einzelnen. Mehr Selbstreflexion bedeutet auch, dass man ein nützlicherer Teil der Gemeinschaft sein kann, einfach deshalb, weil sie unsere Beziehungen zu anderen Menschen erleichtert. Nur wenn wir uns verstehen, sind wir in der Lage, unsere Bedürfnisse, Gefühle und Perspektiven verständlich auszudrücken und im Gegenzug anderen aufmerksam und einfühlsam zuzuhören. Wir werden weniger defensiv und reaktiv, sondern offener und neugieriger, wenn wir wissen wer wir sind und warum wir fühlen was wir fühlen.


Es gibt viele Möglichkeiten, eine Praxis der Selbstreflexion für sich zu kultivieren, die nach Persönlichkeit, Vorlieben und Zielen varrieren. Manche Menschen finden Tagebuchschreiben, Meditation oder Therapie hilfreich, während andere Spaziergänge in der Natur, kreativen Ausdruck oder tiefgründige Gespräche bevorzugen. Manche lernen sich selbst, bei sich selbst und im Stillen am besten kennen und anderen nur wenn sie hinausgehen und neue Erfahrungen machen. Entscheidend ist, eine Methode für sich zu finden, die für einen selbst geeignet ist, und vor allem dranzubleiben, auch wenn einem vielleicht gerade nicht danach ist. Vergiss dabei nicht, behutsam mit dir selbst umzugehen und deine Fortschritte zu feiern, egal wie klein sie auch sein mögen.


Ähnlich wie bei Meditation oder auch Gebet, ist auch Selbstreflexion ein Prozess, bei dem sich die Methode und das Ziel nur durch Ausprobieren offenbaren. Was dabei helfen kann, zu lernen, ist sich Zeit für sich selbst zu nehmen, Achtsamkeit zu üben, offene Fragen zu stellen, Feedback einzuholen, Unbehagen zuzulassen und sich in Selbstmitgefühl zu üben. Wenn du dich auf die Praxis der Selbstreflexion einlässt, wirst du nach und nach positive Veränderungen in dir selbst erkennen und deine Gedanken, Gefühle und Erfahrungen besser verstehen lernen. Der transformative Prozess der Selbstreflexion hilft dir, zu wachsen und dich weiterzuentwickeln, und führt letztendlich zu einem tieferen Verständnis von dir selbst und der Welt um dich herum.



1. Nimm dir Zeit für Selbstbetrachtung: Nimm dir jeden Tag etwas Zeit, um über deine Gedanken, Gefühle und Erfahrungen nachzudenken. Das kann durch Tagebuchschreiben, Meditation oder einfach durch stilles Sitzen und Nachdenken geschehen.


2. Üb dich in Achtsamkeit: Achtsamkeit ist die Praxis, im Augenblick präsent zu sein und deine Gedanken und Gefühle ohne Bewertung zu beobachten. Sie kann dir helfen, dir deiner inneren Welt bewusster zu werden und mehr Selbstkenntnis zu erlangen.


3. Stell dir selbst Fragen: Stell dir bei der Reflexion offene Fragen wie "Was fühle ich gerade?" oder "Was ist die Ursache für dieses Problem?". Das kann dir helfen, tiefer in deine Gedanken und Gefühle einzutauchen.


4. Hol dir Feedback: Bitte vertrauenswürdige Freunde, Familienmitglieder oder einen Therapeuten um Feedback zu deinem Verhalten und deinen Denkmustern. Sie können dir vielleicht Einsichten vermitteln, an die du bisher nicht gedacht hast.


5. Verlass die Komfortzone: Selbstreflexion kann unangenehm sein, denn sie erfordert, dass du dich mit deinen Gedanken und Gefühlen auseinandersetzt. Doch gerade durch Unbehagen wachsen wir und lernen mehr über uns selbst.


6. Üb dich in Selbstmitgefühl: Sei während des gesamten Prozesses freundlich und verständnisvoll mit dir selbst. Denk daran, dass Selbstreflexion eine Reise ist, und dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen oder sich unsicher zu fühlen.



Denk daran, dass Fortschritt in diesem Bereich nicht von heute auf morgen eintritt. Wir reden hier von einem Prozess der Veränderung. Du möchtest erreichen, dass Selbstreflexion zur Gewohnheit wird - etwas, an das du dann irgendwann nicht mehr denken musst. Du willst, dass Selbstreflexion ein Teil deiner Persönlichkeit wird. Und diese Dinge brauchen Zeit.


Ich bemerke an mir selbst immer sehr schnell, wenn ich diesen Aspekt meines Lebens schleifen lasse, weil es immer dazu führt, dass ich an Motivation verliere - was ja auch ganz klar ist, schließlich muss die Motivation ja irgendwo herkommen. Und wenn ich mir nicht klar mache, wo ich eigentlich hin will, muss ich mich auch nicht fragen, wo meine Motivation bleibt.


Wie sollte es auch anders sein? Schließlich halten wir uns alle für autonome, selbstbestimmte Akteure. Aber das bedeutet eben auch, dass man manchmal innehalten und sich fragen muss, "macht das hier überhaupt Sinn, oder bin ich gerade auf Abwegen?" Wenn ich Urheberschaft über mein Leben beanspruchen möchte, dann muss ich auch die Verantwortung übernehmen, herauszufinden, was überhaupt gut oder schlecht für mich wäre.


Das kann häufig zu einer echten Herausforderung werden, und wir können leicht aus den Augen verlieren, was uns wirklich wichtig ist. Wenn das passiert, entkoppeln wir uns von uns selbst, unseren Gefühlen, Werten und Bestrebungen. Und wenn wir das zulange so treiben, laufen wir Gefahr uns zu verlieren. Ohne regelmäßige Selbstbetrachtung laufen wir Gefahr, auf Autopilot zu schalten, nur auf das Leben zu reagieren, anstatt es zu gestalten, und den Status quo zu akzeptieren, anstatt unsere Träume zu verwirklichen.


Diese Vorteile bringt Selbstreflexion meiner Ansicht nach mit sich :


1. Persönliches Wachstum: Durch Selbstreflexion können wir uns selbst besser verstehen, einschließlich unserer Stärken, Schwächen, Werte und Überzeugungen. Indem wir über unsere Erfahrungen nachdenken, können wir aus unseren Fehlern lernen und Veränderungen vornehmen, um unser Leben zu verbessern.


2. Emotionale Intelligenz: Selbstreflexion kann uns helfen, emotionale Intelligenz zu entwickeln, d. h. die Fähigkeit, unsere eigenen Emotionen und die anderer Menschen zu verstehen und zu zu beeinflussen. Diese Fähigkeit ist eine wesentliche Voraussetzung für gesunde Beziehungen und eine effektive Kommunikation.


3. Bessere Entscheidungsfindung: Wenn wir uns die Zeit nehmen, über unsere Gedanken und Gefühle nachzudenken, können wir fundiertere Entscheidungen treffen. Selbstreflexion hilft uns, uns unserer Vorurteile und Annahmen bewusst zu werden, die unsere Entscheidungen beeinflussen können.


4. Bessere Beziehungen: Wenn wir uns unserer selbst bewusster sind und über höhere emotionale Intelligenz verfügen, können wir erfüllendere Beziehungen zu anderen führen. Wir können ihre Sichtweisen besser verstehen, effektiver kommunizieren und uns in ihre Erfahrungen einfühlen.


5. Abbau von Stress und Ängsten: Selbstreflexion kann uns helfen, Stress und Ängste zu bewältigen, indem sie uns Raum gibt, unsere Emotionen zu verarbeiten und Bewältigungsstrategien zu finden.



Aber das worüber wir hier die ganze Zeit sprechen, ist nicht die Art von Fähigkeit, die auf einfache Weise gelehrt werden kann. Es gibt kein Curriculum, dass uns eine Schritt-für-Schritt Anweisung gibt, wie wir reflektierter werden können.

Diese Reise ist persönlich und erfordert Zeit, Geduld, Mut und Disziplin. Auf dem Weg werden wir uns überwinden müssen, die harten Fragen zu stellen, unbequemen Wahrheiten ins Auge zu sehen und unsere Vorannahmen und Vorurteile in Frage zu stellen. Wir werden uns trauen müssen, Unbekanntes auszuprobieren und Neues zu wagen, auch wenn wir manchmal nicht wissen können, wie das Ergebnis aussehen wird. Und so romantisch das Bild des einsamen Wolfes für manche von uns erscheinen mag, die Wahrheit ist, wir alle brauchen ein unterstützendes Umfeld, in dem wir unsere Erkenntnisse, unseren Struggle und unseren Fortschritt teilen können.



Für die/den, die/der auf der Suche nach einer schnellen Lösung ist, kann das frustrierend sein. Zum einen, weil es bedeutet, wirklich in den Spiegel zu blicken und sich selbst zu erlauben, auch die dunklen Seiten zu sehen. Und zum anderen, weil es einer dieser Prozesse ist, bei dem Fortschritt nicht so leicht zu tracken ist. Wenn du versuchst, dich zu ändern, hast du meiner Erfahrung nach immer das Gefühl, dass es nicht klappt, während du damit beschäftigt bist. Und dann wenn du gar nicht mehr wirklich darüber nachdenkst, merkst du plötzlich, dass es geklappt hat. Gib also nicht auf, nur weil du Schwierigkeiten hast, Ergebnisse zu sehen. Wichtig ist, deinen Hintern dahin zu setzen, wo dein Herz sein will. Der Rest passiert dann ganz von selbst.




Aber denk daran, es geht nicht darum, jemand anderes zu werden. Es geht darum, die beste Version von dir selbst zu werden. Es geht darum, herauszufinden, wer du wirklich bist, und dann deinen wahren Kern nach außen zu kehren, damit die Welt ihn sehen kann. Es geht darum, diesen Kern deiner Identität zu entwickeln und zu kultivieren, um individuell, autonom und nicht zuletzt, ein besserer Mensch zu werden.



Ich habe mit 21 angefangen Philosophie zu studieren. Damals hatte ich keine Ahnung, was zu mir passen würde oder gut für mich wäre. Ich hatte Glück, denn es hat sich gezeigt, dass Philosophie zum Einen tatsächlich zu mir passte und dass das Studium mir zum Anderen auch die Möglichkeit bat, viele nützliche Werkzeuge zu erlernen, die mir seitdem dabei geholfen haben, meinen Weg zu finden und weiter zu gehen.


Für mich waren es viele Jahre des aktiven Nachfragens, Zuhörens, Lernens, die mir langsam die Tür zum besseren Verständnis für mich selbst geöffnet haben. Aber es waren auch bestimmte aktive Entscheidungen zur Veränderung. Denn manche Sachen können wir über uns selbst nur dann erfahren, wenn wir uns selbst ins kalte Wasser stoßen und beobachten was passiert. Was ich gelernt habe, ist dass man sich verändern kann, wenn man es wirklich will, auch wenn man auf dem Weg häufig zweifelt oder sogar den Glauben verliert.


Mich selbst besser zu verstehen hat mir dabei geholfen, mich mehr für andere Menschen zu öffnen und meine innere Welt mit ihnen zu teilen. Ich bin unendlich dankbar für die Gelegenheit, diese Reise machen zu können, und ich weiß, dass es ein Privileg war. Und aufgrund meiner Erfahrungen möchte ich jeden, der die Zeit und das Privileg hat, auffordern, dies zu tun: Geh auf diese Reise und lern dich selbst dabei kennen.




Ich hoffe, es hat dir beim Lesen genauso viel Spaß gemacht wie mir beim Schreiben. Vielen Dank und wir sehen uns beim nächsten Mal.

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