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micha

Mens sana in corpore sano - Gesunder Körper, gesunder Geist

Aktualisiert: 19. Juni 2023



Mein Wecker klingelt und zieht mich langsam aus meinem Traum. Es ist sechs Uhr morgens. Ich setze mich in meinem Bett auf und spüre die gewohnte Schwere, die morgens auf mir liegt. Mein Verstand ist noch ein bisschen vernebelt. Mein unterer Rücken fühlt sich verhärtet an und insgesamt ist mein Körper steif und träge. Ich werfe einen kurzen Blick in der Spiegel und auch der bestätigt mir, dass ich alles andere als fit bin. Ich weiß, dass ich einen produktiven Arbeitstag brauche, aber finde es schwer mich zu motivieren. Aber es gibt eine Regel, die nicht gebrochen wird: Morgens wird Sport gemacht.


Ich setze mich auf die Bettkante und fange an die Bandagen um meine Hände zu wickeln, wie man sie vom Boxen kennt. Das hat etwas meditatives und hilft mir dabei noch etwas wacher zu werden. Als ich fertig bin, werfe ich den Blick auf die Boxhandschuhe und den Boxsack. Ich fühls grad nicht. Ich lass die Handschuhe liegen, stecke meine Kopfhörer ins Ohr, drücke auf Play und fange einfach an in die Luft zu boxen. Nach wenigen Schlägen kann ich schon spüren, wie die Müdigkeit davonzieht, wie Nebel der vom Wind davon geblasen wird.


Meine Atmung beschleunigt sich und wird stoßartig. Der Kohlendioxidgehalt in meinem Blut sinkt, wodurch sich mein Säuren-Basen-Haushalt verschiebt. Die Folge davon ist eine erhöhte Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit in meinem Gehirn, was auch durch die erhöhte Durchblutung begünstigt wird. Außerdem werden Endorphine in meinem Gehirn freigesetzt, die sowohl meine Stimmung als auch mein Wachtheitslevel anheben. Die Musik in meinem Ohren tut ihr Übriges.


Nachdem der Song fertig gespielt hat, wechsle ich zum Krafttraining - Kniebeugen, Liegestützen, Klimmzüge. Ich fange an zu schwitzen wodurch mein Körper die Möglichkeit hat, Giftstoffe über die Haut abzutransportieren. Durch regelmäßiges Schwitzen verbessert sich die Temperaturregulation in meinem Körper und durch die erhöhte Durchblutung verbessert sich meine kardiovaskuläre Gesundheit. Zum Abschluss noch ein sanfter Yoga-Flow und ein paar Minuten in der Stille um den Atem wieder zu beruhigen. Nach einer halben Stunde bin ich fertig.

Ich fühle mich wach - viel wacher als nach drei Tassen Kaffee. Meine Stimmung ist gut, und das obwohl ich eigentlich ein großer Morgenmuffel bin. Jetzt kann der Tag beginnen.



Egal ob Morgenmensch oder Muffel, über den Tag hinweg hat jeder seine ups and downs und manchmal fehlt es uns einfach an Energie und Motivation. Da Wachheit und Motivation etwas mit unserem geistigen Zustand zu tun haben, gehen wir häufig davon aus, dass Lösungen auf gleicher Ebene zu suchen sind. Wenn mir Motivation zur Arbeit fehlt, muss ich versuchen mich zu motivieren, indem ich mich darauf konzentriere, was mein Langzeitgewinn aus der ganzen Sache ist. Wenn ich müde bin, muss ich mich einfach mehr anstrengen, mich zu konzentrieren. Aber natürlich ist all das leichter gesagt als getan.


Was wir dabei aber häufig aus den Augen verlieren, ist, dass wir Wachheit und Motivation auch auf anderen Wegen erzielen können. Und vor allem wenn wir in unserem Alltag sowieso schon zur Genüge auf mentaler Ebene ausgelastet sind, dann kann es leicht passieren, dass uns schlichtweg die Willenskraft fehlt, uns auf diese Weise zu pushen.


Gerade in solchen Situationen ist Sport zu machen, die leichtere und bessere Alternative. Allein schon deswegen, weil es uns erlaubt, den Kopf für eine Weile abzuschalten und den Körper einfach mal sein Ding machen zu lassen. Was uns manchmal daran zweifeln lässt, dass Sport uns bei der Arbeit motivieren kann, ist die Tatsache, dass Sport an sich ja gar nichts mit der Tätigkeit zu tun hat, für die wir uns motivieren wollen. Wie soll drei Kilometer im Kreis zu rennen mir dabei helfen, mehr Lust darauf zu haben, all meine nervigen Emails zu beantworten?

Aber so unlogisch das auch erscheinen mag, es funktioniert fast immer. Sport zu machen geht meistens mit einer gewissen Überwindung einher, weswegen wir uns häufig davor drücken. Und trotzdem geht jeder, der sich überwindet mich einem Lächeln und wacheren Augen aus dem Gym. Es mag seltsam sein, aber so funktioniert die Welt.





Ich weiß, dass es für viele Menschen sehr viel Überwindung kostet, sich aus dem Sessel zu schwingen und Sport zu machen. Und leider haben wir, was das angeht auch nicht alle dienselben Startbedingungen. Wer als Kind oder Jugendlicher in einen Sportverein kommt, bleibt häufig sein Leben lang sportlich, während jemand, der nie von seinen Eltern angehalten oder motiviert wurde, das meist auch nicht mehr später aus Eigenantrieb schafft.


Denn dann gilt es, einen zweifachen Widerstand zu überwinden: Der Verstand, der nie erleben durfte, wie unglaublich gut und leicht sich alles anfühlen kann, wenn man immer körperlich aktiv ist - der nie lernen durfte wie es sich anfühlt wenn das Gehirn mit Glückshormonen geflutet wird, weil man die eigenen Grenzen überwunden hat. Und der Körper, der nie die Möglichkeit hatte, Kraft, Ausdauer, Stabilität und Koordination zu entwickeln, der nicht auf natürliche Weise in seine eigene Sportlichkeit hineingleiten konnte und sich deswegen jetzt von jeder kleinen körperlichen Tätigkeit überfordert fühlt.


Genau deswegen fällt es den meisten Menschen so schwer, nach dem Jugendalter noch körperlich aktiv zu werden. Weder fühlt es sich einfach und gut an, wenn man anfängt, noch erwartet man, dass sich das irgendwann verändern wird, da man es eben noch nie erlebt hat.


Was ich dazu sagen kann, ist, dass ich selbst erst mit Mitte zwanzig angefangen habe, Sport zu machen, dass es mir viel Ausdauer und Commitment abverlangt hat, diesen Anfangswiderstand zu überwinden und dass es sich am Ende zu tausend Prozent gelohnt hat. Aktiv zu werden, und körperliche Fitness zu erlangen ist definitiv eine dieser Sachen, die das anfängliche investment hunderfacht zurückzahlen.


Es ist nicht so leicht, zu beschreiben, worin genau der Unterschied liegt - nur wer selbst schon eine derartige Transformation erlebt hat, kann wirklich nachvollziehen wie ganzheitlich sich dein allgegenwärtiges Körpergefühl verbessert, wenn du anfängst Sport zu machen. Jede Bewegung, jeder Schritt im Alltag wird leichter. Kleinigkeiten, wie aus einem Stuhl aufzustehen, sind mit weniger Widerstand verbunden. Der Raum deiner Möglichkeiten wird größer. Du kannst zum Bus rennen und dabei sogar Spaß haben, oder dein Neugeborenes stundenlange ohne Erschöpfungserscheinungen mit dir rumtragen. Mehr noch als die Erfolge im Sport selbst, sind es die kleinen Auswirkungen auf dein tägliches Leben, die dessen Qualität verbessern.


Typischerweise ist die Rede von fünf Sinnen, die der Mensch besitzt. Tatsächlich verfügen wir über eine Reihe weiterer Sinne, die aber weniger einfach zu lokalisieren sind. Einer davon nennt sich "Propriozeption", und ist zusammen mit unserem Tast- und Schmerzsinn verantwortlich für unser generelles Körpergefühl. Aus diesem Komplex von Sinneseindrücken, entsteht der Gefühlshintergrund vor dem sich unser tägliches Leben abspielt. Da wir meistens auf den Vordergrund fokussiert sind - da wo die Action passiert - fällt uns die Art des Hintergrundes oft gar nicht auf. Aber das bedeutet nicht, dass er keine Rolle spielt.


Die Dinge, die in den Schatten unserer Aufmerksamkeit treten, treten dadurch nicht gezwungenermaßen in den Schatten der Wirksamkeit. Und wenn sich unser Körper schlecht anfühlt, weil er schwach und unkoordiniert und instabil ist, dann zeichnet sich die Auswirkung dieses Gefühls beständig in den Inhalten unseres Bewusstseins ab, und wir fühlen uns schneller überfordert, weniger wirkungsvoll, pessimistischer, unsicherer und weniger enthusiastisch in unseren alltäglichen Aufgaben.





Gleichzeitig bemerkt dieser körperinterne Sinn natürlich auch, wenn sich unsere Fitness und körperliche Gesundheit verbessern und reflektiert diese Veränderung ebenfalls auf der Leinwand unseres Bewusstseinshintergrunds. Und auch diese Veränderung hat ihre - in diesem Fall positiven - Auswirkungen auf unser Wohlbefinden und unsere Leistungsfähigkeit. Es handelt sich hier um eine dieser Veränderungen, die subtil und von außen schwer nachzuvollziehen sind, und gleichzeitig für die betroffene Person Welten verändern kann.


Sportlichkeit und körperliche Aktivität sind aber nur dann wirklich hilfreich, wenn wir es irgendwie hinbekommen diese so stark in unseren Alltag und unser Selbstbild zu integrieren, dass wir uns selbst gar nicht mehr ohne denken können. Wenn wir das erreicht haben, können wir auch die Regelmäigkeit und die Leichtigkeit erzielen, die wir brauchen um diese Gewohnheit für den Rest unseres Lebens beizubehalten. Dabei ist es sehr wichtig, herauszufinden was einen persönlich motiviert und was einem das Leben schwer macht. Mit anderen Worten, wollen wir herausfinden, was uns zu unserem Ziel hinzieht und was uns davon wegschiebt.


Wenn wir diese Engelchen und Teufelchen für uns identifiziert haben, können wir eine Strategie entwickeln, wie wir dafür sorgen, dass erstere immer wieder kommen und letztere gar nicht erst die Möglichkeit bekommen auf die Bildfläche zu treten. Eine solche Strategie is essentiell, wenn es darum geht einen habit zu generieren. Sich motivieren zu lassen ist leicht - man schaut sich ein Yogavideo von einer:m super fitten Yogatrainer:in an und schon setzt der Wunsch genauso auszusehen, in einem die nötigen Energie und Motivation frei die Yogamatte auszurollen.

Schwierig wird es morgen, wenn der erste Motivationsschub davongezogen ist und das Sofa und Netflix winken. Hier fängt die Arbeit an. Deswegen braucht man einen Plan.




Der Plan




Wenn du es jetzt kaum erwarten kannst, dich aufs Rad zu schwingen, solltest du ein paar wichtige Dinge beachten:


1. Fang klein an: Wenn du gerade erst anfängst, überfordere dich nicht, indem du dir unrealistische Ziele setzt. Fang mit kleinen, erreichbaren Zielen an, die du mit der Zeit steigern kannst. Nimm dir zum Beispiel vor, jeden Tag 10 Minuten spazieren zu gehen.


2. Finde etwas, das dir Spaß macht: Wenn du keinen Spaß an deinem Training hast, wirst du es wahrscheinlich nicht durchhalten. Finde eine Sportart, die dir wirklich Spaß macht und die zu deinem Lebensstil passt. Vielleicht ist es Radfahren, Tanzen oder Schwimmen - die Möglichkeiten sind endlos.


3. Mach es zur Gewohnheit: Plane dein Training wie einen wichtigen Termin, den du nicht verpassen darfst. Beständigkeit ist das A und O. Versuche also, das Training zu einem regelmäßigen Teil deiner täglichen Routine zu machen.


4. Sei flexibel: Das Leben passiert und du hast vielleicht nicht immer Zeit für ein komplettes Workout. Sei flexibel und versuche, Sport einzubauen, wo du kannst. Selbst ein kurzer Spaziergang oder ein paar Minuten Dehnung können schon viel bewirken.


5. Sei gesellig: Wenn du mit Freunden oder deiner Familie trainierst, macht es mehr Spaß und du kannst dich besser kontrollieren. Überlege dir, ob du einen Fitnesskurs besuchen oder dir einen Trainingspartner suchen willst, der dich motiviert.


6. Hab Spaß dabei: Sport muss keine lästige Pflicht sein - finde Wege, damit er Spaß macht! Höre Musik oder einen Podcast, während du läufst, probiere ein neues Trainingsprogramm aus oder setze dir ein Fitnessziel.




Finde den Sport, der zu dir passt




Wenn du herausfinden willst, welche Sportart für dich am besten geeignet ist, solltest du dir einige Fragen stellen:


  1. Was sind meine Interessen? Mache ich gerne Mannschafts- oder Einzelsportarten? Bevorzuge ich Aktivitäten mit hoher Intensität oder eher ruhige?

  2. Was sind meine körperlichen Einschränkungen? Habe ich irgendwelche Krankheiten oder Verletzungen, die mich daran hindern, bestimmte Sportarten zu betreiben?

  3. Was sind meine Ziele? Möchte ich meine allgemeine Fitness verbessern, Kraft aufbauen oder Gewicht verlieren? Oder suche ich einfach nur nach einer Aktivität, die mir Spaß macht?

  4. Wie hoch ist mein Budget? Manche Sportarten erfordern eine teure Ausrüstung oder eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio, während andere mit minimalen Investitionen betrieben werden können.

  5. Wie sieht mein Zeitplan aus? Habe ich Zeit, mich für Mannschaftssportarten mit regelmäßigen Trainings und Spielen zu engagieren, oder wäre eine Einzelsportart mit flexiblerer Zeiteinteilung besser geeignet?


Wenn du diese Faktoren berücksichtigst, kannst du deine Möglichkeiten eingrenzen und eine Sportart finden, die gut zu dir und deinem Lebensstil passt. Mit ein bisschen Mühe und Engagement und vor allem Beharrlichkeit kannst du Sport in deinen Alltag einbauen und dein Leben dadurch besser und leichter machen. Das ist ein Geschenk, das du an dich selbst machen solltest.


Bei körperlicher Fitness geht es nicht nur darum, gut auszusehen oder sich stark zu fühlen. Es geht darum, deinen eigenen Weg zu Gesundheit und Glück zu finden und die Herausforderungen und Belohnungen dieser Reise anzunehmen. Egal, ob du ein erfahrener Sportler oder ein absoluter Anfänger bist, scheu dich nicht, die vielen Wunder und Resourcen deines Körpers zu erkunden und zu entdecken, was es bedeutet, wirklich lebendig zu sein. Denn wie der große Dichter Walt Whitman einmal sagte: "In Form zu sein, was bedeutet das schon? / Wenn es nichts mehr zu entwickeln gäbe, wäre der Quahaug in seiner gefühllosen Schale genug." (Okay, vielleicht ergibt der letzte Teil keinen Sinn, aber du verstehst schon.)


Also los, meine Freunde, seid fit, seid kämpferisch, seid fabelhaft!



Witz des Tages:


Ich habe beschlossen, eine Fitness-Journey zu machen. Aber jedes Mal, wenn ich mich für eine Übung anmelde, werde ich sofort von meinem Sofa entführt.



Danke fürs Lesen und bis zum nächsten Mal.



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